Neuer Zoff um Wohnmobil-Plätze am Osterholzer Hafen
Osterholz-Scharmbeck. Die Pläne für Wohnmobil-Stellplätze am Osterholzer Hafen schlagen hohe Wellen. Während die Bürgerfraktion das städtische Grundstück zwischen Kanal und Butenpad für „sehr geeignet“ hält, sind die meisten Vereinsmitglieder vom Segel-Club Hamme wenig begeistert. Vor allem ärgert sie, dass sie ihre Sanitärräume im Vereinslokal öffnen sollen, aber vorab nicht dazu gefragt wurden. Oder hatte es doch jemand zugesagt? Der Steuermann am Vereinsruder weiß mehr, wie die Redaktion erfahren hat.
Erbitterter Widerstand
Die Pläne, am Osterholzer Hafen bis zu zehn Stellplätze für Reisemobile zu schaffen, stoßen bei Mitgliedern des Segelvereins und Anwohnern der Hafenstraße auf erbitterten Widerstand. Auch die Ankündigung, dass es sich zunächst um einen Prüfauftrag an die Verwaltung handelt, kann die Kritiker nicht besänftigen.
Das zeigte sich unter anderem in der Sitzung des Bau-Ausschusses im Ratssaal: Vereinsmitglieder und Anwohner der Hafenstraße schüttelten immer wieder die Köpfe, als die Bürgerfraktion-FDP-Gruppe ihre Idee vorstellen ließ.
Vor allem der Satz „Der Verein bietet mit seinem Vereinslokal Skipper-Treff eine Mitbenutzung der vorhandenen Dusch-und Toilettenräume“ bringt die Segler in Wallung. Auch an das Argument, dass rastende Wohnmobilfahrer der Gaststätte am Hafen erheblichen Mehrumsatz bescheren, glaubt niemand von ihnen.
Bei der Jahreshauptversammlung des Segelvereins im Skipper-Treff ging es deshalb hoch her. Die etwa 60 Teilnehmer sprachen sich „deutlich mehrheitlich“ gegen eine Fremdnutzung der vereinseigenen Sanitäreinrichtungen durch die Wohnmobil-Gemeinde aus, teilt Segel-Club-Schriftführer Günter Hildebrandt nun mit. Viele fühlen sich verschaukelt. Denn anders als es Wilfried Pallasch von der Bürgerfraktion behaupte, sei niemand vorab gefragt worden, merkt Günter Hildebrandt an. „So bleibt abzuwarten, ob jemals bekannt wird, warum der Antrag von einer Zustimmung des Vereins spricht, obwohl offensichtlich niemand gefragt wurde“, heißt es in seinem Protokoll zur Versammlung.
Einer wurde gefragt
Moment mal: Es gibt doch jemanden, der gefragt wurde. Der Vorsitzende vom Segel-Club Hamme, Fritjof Schumacher, kann sich dunkel an eine Unterhaltung mit Wilfried Pallasch zum Thema erinnern, wie die direkte Nachfrage der Redaktion ergibt. Schumacher fühlt sich trotzdem überrumpelt. Die ausgefeilte Darstellung des Plans inklusive Einbeziehung des ADAC – wie es in der Sitzungsvorlage der Stadt angeführt wird – habe auch ihn überrascht. „Das war nicht ganz in Ordnung.“
Dennoch will er die Wogen glätten. Es habe lediglich Irritationen darüber gegeben, wie der Antrag formuliert gewesen sei, hebt Schumacher hervor. Er selbst verschließe sich der Idee nicht, betont er. Nun will er die Kritiker in den eigenen Reihen besänftigen. „Es handelt sich doch nur um einen Prüfauftrag“, stellt er klar. Alles Weitere „stehe in den Sternen“ und könne zu einem anderen Zeitpunkt besprochen werden. Schumacher betont: „Gäste sind beim Segel-Club jederzeit willkommen.“
Nicht das erste Mal
Es ist nicht das erste Mal, dass es offenen Streit um die Entwicklung des besagten Geländes gibt. Vor knapp 20 Jahren, zum Pfingstwochenende 2005, hatte Wilfried Pallasch insgesamt 23 Wohnmobile auf die städtische Fläche gelotst (wir berichteten). Die Stadtverwaltung war darüber nicht ausreichend informiert worden, was im Nachgang zu Streit mit dem damaligen Bürgermeister Martin Wagener und erbosten Anwohnern führte.
Wagener verwies einst auf die Nähe zum Landschaftsschutzgebiet und fehlende Ver- und Entsorgungsmöglichkeiten. Er schloss deshalb aus, dass es am Torfkahnhafen zu einer Dauerlösung für Wohnmobile kommt. Pallasch machte damals klar, dass die Abstimmung darüber Aufgabe der politischen Gremien sei. Nun, 18 Jahre später, erfolgt ein neuer Anlauf auf Initiative des Ratspolitikers. „Eine Einbeziehung des Segelclubs ist möglich“, heißt es im Antrag wörtlich. „Die Nähe des Segelflugplatzes und des Osterholzer Hafens machen dieses Areal für Gäste interessant.“
Luftsportverein ahnungslos
Die Mitglieder vom Luftsportverein Osterholz-Scharmbeck wissen bislang von nichts. Sie seien zum Vorhaben noch nicht befragt worden, betont der Vorsitzende, Hennig Delius. „Mit uns hat noch niemand gesprochen.“ Er persönlich habe aber an der Idee nichts auszusetzen. „Ich habe nichts dagegen“, sagt er. Nicht möglich sei hingegen, dass Wohnmobilisten ohne Aufsicht die sanitären Einrichtungen des Flugplatzes benutzten. Es handele sich schließlich um einen sicherheitsrelevanten Bereich, gibt Delius zu bedenken.
Wie geht es nun weiter? Nach einer Ortsbegehung wird der Vorschlag derzeit begutachtet. „Wir sind mitten in der Prüfung“, erläutert der Leiter vom städtischen Bauamt, Frank Wiesner. Unter anderem seien Abstimmungsgespräche zwischen dem Bauordnungsamt des Landkreises und der Naturschutzbehörde nötig.
Quelle: Weser Kurier, 29. Februar 2023, http://ep.weser-kurier.de/weserkurier/169647/article/1776937/1/1/render/?token=7b3e9e54446992bab64d6a281abe4d19&vl_app_id=com.newscope.epaper.wk&vl_app_version=5.12.0&vl_platform=android